WOTØRWOERLD – Parallelscreening

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1995 lief in deutschen Kinos der Film Waterworld von und mit Kevin Costner. Damals der teuerste Film der Welt – und ein Flopp. Seit 2002 dreht DEIN KLUB im Abstellraum der Galerie Oberwelt e.V., Stuttgart, bei Aussendrehs in DEIN KLUB-Klonen, Waterworld und bis zu 16 Fortsetzungsfilme lippensyncron nach. Alle Requisiten und Kostüme sind spontan zusammengestellt, Gesten, Psychologie, Kameraführung für jede einzelne Einstellung 100% analog. Im Schauraum Waschstrasse werden die aktuellen Stände der WOTØRWORLD-Dreharbeiten den “Originalen” gegenübergestellt.

13. Juli 2011 – 18.00 Uhr
14. Juli 2011 – 20.30 Uhr

Zusätzlich: Samstag, 16. Juli – 20 Uhr!
Freier Eintritt

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Teil 1: WOTØRWOERLD

Ein gut organisierter Steinzeit-High-Tech-Robinson ohne Insel gerät mit seinem Katamaran beim Einkaufen in Schwierigkeiten. Seine Hinrichtung durch die degenerierte Multikulti-Bevölkerung einer schwimmenden Schrottgemeinde wird aber durch eine Schlacht unterbrochen. Eine Horde von Segel-hassenden bösen Rauchern auf Wassermotorädern greift die Blechburg an. In letzter Sekunde rettet die vom ballonfahrenden Greis sitzengelassene Wirtin und Pflegemutter des Findelkindes mit dem mythischen Landkartentattoo unseren Helden aus seinem im Recyclingschlamm versinkenden Todeskäfig…

Rührende Bastelfreude bei den Bauten und Requisiten. Die unbefangen narzisstische Tüftlerwelt eines Helden auf seinem vorpubertären Ökoboot. Archetypische Fantasien. Ein kompliziertes, nervenaufreibendes Familienmodell mit alleinerziehender Amme und antiautoritär erzogenem Mädchen mit Pipi Langstrumpf-Anleihen, die in einer schwimmenden Ein-Zimmer-WG auf einen amerikanischen Trapper-Helden treffen. Eine prickelnde Unterwerfungs-Story mit väterlichem Augenzwinkern, subtiler Barbie-Erotik bzw. Siedlerinnen-/Nonnen-Sex. Super-stunt-Gewitter, Monumentalismus, Imperialismus und Hollywood-Rassismus mit süßlich schwelgerischem, irgendwie reizendem kleinbürgerlichen Idealismus.
Fettnäpfchen des Schwachsinns in großer Dichte.

„Die Zukunft. Das Eis der Polarkappen ist geschmolzen und die Kontinente sind im Ozean versunken…“

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Teil 2: NIGHTMARE DRYLAND

Der Mariner hat das Weite gesucht und er spürte warum: „Hier bewegt sich nichts richtig“, begründet er am Ende von Teil 1 seine überraschende Flucht zurück in die Wotorwoerld gegenüber seinem Mädchenfreund „Enola“, für die er immerhin die Exxon Valdez in die Luft gesprengt hat.

„Es ist die Landkrankheit“, vermutet sie, doch er weiß: „Es ist mehr als das.“ Dieses „Mehr“ entfaltet der albtraumhafte Teil 2. Die Saga wendet sich zur gnadenlosen Horror Story.

„Enola“, alias „Hummelchen“ findet auf dem Trockenen jede Menge Ihresgleichen und ihr infantiler Humor regiert, wo „Helen“ und ihre neuen Nachbarinnen für waschmittelwerbungsblonde Harmonie der 70er sorgen und Männer sich durch debile Tollpatschigkeit symbolisch permanent selbst kastrieren, zur großen nervtötenden Gaudi der ganz Kleinen. Keine Welt für Helden, das hat der „Mariner“ richtig gespürt, sondern Abenteuer, deren Seichte jedem anständigen Wotorwoerldbewohner eine Gänsehaut in den Nacken treibt.

Und doch gibt es Kreaturen, die Freiheit und Unabhängigkeit kennzeichnet, und die (fast) bedingungslos liebenswert erscheinen: Der Hund „Bootsmann“, der grundsätzlich mit seiner langen schlabberigen Zunge zu erkennen gibt, wie sehr ihm alles zum Hals raushängt, oder Stina, die zwar noch Non-Smoker ist, aber das bösartige Lächeln eines „Nord“ mühelos in den Schatten stellt.

Die zur Drehbuchautorin von Teil 2 gekürte Astrid Lindgren legte mit der geheimnisvollen Benennung von Dryland als „Saltkrokan“ (Hummelchen: „Das heißt Salzgrill.“) die Spur des Horrors: Dryland extra dry.

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Teil 3: ENOLA SAGA

Ekuseru-Enola („sie hält nie die Klappe“) befindet sich mitten in der Pubertät und verliebt sich unglücklich in Tobey („sieht Scheiße aus“), den Lieblingsnachkommen des alten Deacon, der unter dem Decknamen „Il Palazzo“ im Auftrag der Smokermacht „ACROSS“ von einer fliegenden „Deace“ aus Dryland verheert hat.

Sie schlägt sich tapfer mit Biyou-fist-Kampftechniken durch die Banden der Wüste und verwandelt sie zur Strafe in süße Püppchen oder Teddies, aber wie der „Mariner“ sieht sie mit gebrochenem Herzen, dass es keine wahre Liebe für sie gibt. Mit der Kugel aus dem Revolver von „Tobey“ in der Brust muss ihr wie einst ihm dämmern: „Ich bin nur ein Stück Dreck für Dich.“

Ästhetisch und von der spielerischen Inhaltlichkeit gestaltet sich die analoge Umsetzung der Anime-Vorlage von Nabeshin bzw. Koshi Rikdo in ihrer Dynamik und Abstraktion mit realen Klubbesuchern extrem spannend.

Tomoko Tatsui hat als Muttersprachlerin den Original-Text in lateinischen Buchstaben aufgeschrieben. Dies garantiert jetzt noch mehr Authentizität bei den Bildunterschriften der film stills in der Online-Doku (Spalte links) und ermöglicht eine lebendige Nachvertonung von Teil 3.

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Teil 4: DOWN TO WETLAND

Dieser Film umreißt in Pro- und Epilog mit einer epischen Klammer das gesamte lange und erfüllte Leben Enolas, setzt dann aber einen Schwerpunkt auf ihre erste große Liebe im jungen Erwachsenenalter. Unglücklich verlobt startet sie von Dryland aus mit einem einrümpfigen aber mehrkammerigen Boot in eine neue Welt, doch eine Katastrophe macht die Begegnung mit dem Liebhaber, der ihr auf See begegnet, zu einer Erfahrung der Unendlichkeit. Gebrochene Herzklappen statt Kiemen lassen kein Auge trocken. 187 Minuten, Alternatives Ende, große Bilder.

 



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